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Beim Future Fellow-Projekt "Dorf.labor" bewegt sich was Zukunftsprojekt in der alten Tischlerei in Michaelnbach 

Am 1. Oktober hat Maria Hamann als 1. Future Fellow der Oö. Zukunftsakademie ihre Arbeit beim Gemeinschaftsprojekt "Dorf.labor" in Michaelnbach gestartet. Viele kleine Schritte sind schon gemacht, aber es liegt noch viel Arbeit vor ihr.

Maria Hamann im Dorflabor

(Quelle: @Maria Hamann)

Das Dorf.labor in der alten Tischlerei - Maria Hamann berichtet:

Michaelnbach ist eine 1300 EinwohnerInnen Gemeinde im Hausruckviertel. Dort steht eine alte Tischlerei, die eine Genossenschaft kaufte. Es gibt schon eine Nahwärme, die von Bauern beliefert wird und eine Food-Coop namens Tischlein Deck Dich. Anfang Oktober habe ich das Büro bezogen und arbeite nun dort. Das Dorf.labor versteht sich als Reallabor für das praktische Erproben eines dritten Ortes im ländlichen Raum.

Sehen Sie hier im Video was die alte Tischlerei schon bietet und was folgen wird

   

Hier finden Sie den aktuellen Stand der jeweiligen Projektphasen

Tag der offenen Tür, mehr Aktionen und ein Repair Cafe

Repair Cafe im Dorf.labor

Herz, Hirn, Hände – das waren die drei Phasen unserer Zukunftsimpulsgeberin Maria Hamann. Nun neigen sich die sechs Monate dem Ende zu und Maria berichtet noch einmal über das Projekt Dorf.labor in Michaelnbach.

Tag der offenen Türe

Am Vormittag von 9:00 - 12:00 Uhr lud ich zum „Probearbeiten“ ein. Zum Arbeiten kamen sieben Personen vorbei, was mich sehr freute! Da ich angenommen hatte, alle wollen nur am Nachmittag es sich zuerst einmal anschauen gehen. Da lag ich falsch. Nach einem Community-Mittagessen starteten ging es am Nachmittag weiter mit einem klassischen Tag der offenen Türe.

Potential Umbau

Mir wurde klar, dass wir niemanden beeindrucken wollen mit dem was vorzufinden ist, sondern eher mit unserem Tun und Motivation dieses gemeinschaftliche Projekt von Null aufzubauen in einer ländlichen Gemeinde. Die alte Tischlerei ist ein Industriebau des 21. Jahrhunderts, der vor allem praktisch ist. Wir finden viele solcher Architekturen vor, da mittelgroßes Handwerk von großen Industrien verdrängt wurde. Wir sind am Anfang, doch das Gebäude hat so viel Potential!

Anpacken, Anfassen, Ausprobieren, Austesten

Nach dem Tag der offenen Türe, ging es weiter mit einem Workshop unter uns Co-Worker:innen.

Was brauchen wir zum Wohlfühlen? Zum produktiven Arbeiten? Wie können wir noch mehr Gestalter:innen finden?

Einiges kam auch gleich in die Umsetzung und am Ende meines Future Fellowships sieht der Co-Working Space super aus, inklusive Glasfaserinternet!

Ein großer Erfolg war auch das Repair Cafe

Die Veranstaltung organisierten wir als Kooperation mit der KEM Region mostlandl hausruck. Der KEM Manager David Wagner organisierte den Reparatur Koffer, den der Landesabfall Verband zu Verfügung stellt. Dieser ist gut ausgestattet und unserer Reparateure waren sehr zufrieden damit. Wir suchten über regionale Medien nach Reparateur:innen. Die meisten fanden wir in unserem persönlichen Umfeld. Am Tag selbst waren wir sieben Reparateure, hatten 22 Reparaturfälle innerhalb 3 Stunden. Das schönste am Event war, dass wieder ganz andere Leute die alte Tischlerei besuchten. Viele waren interessiert, was denn dieser Bauerladen „Tischlein Deck Dich“ ist.

Es ist genial, verschiedenste Dinge zu kombinieren. Es zeigte wie schön Raumteilen sein kann!
Danke auch an Tischlein Deck Dich!, die uns eine Seite am Postwurf finanzierte!

Nachdenken, Inspiration holen und Partizipation

Future Fellow

(Quelle: @Maria Hamann)

Kreatives Arbeiten beim Tag der Zukunft im Dorf.labor

In den Monaten Dezember und Jänner standen bei Maria Denken, Brainstormen, Wissen aneignen und Diskussion im Mittelpunkt der Arbeit.
Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Dinge, die unseren Future Fellow beschäftigt haben:

Soziale Orte sollen nicht nur einen gesellschaftlichen Nutzen haben, sondern es sollen auch Einzelpersonen einen persönlichen Nutzen davon ziehen. So ein Ort soll auch in der alten Tischlerei in Michaelnbach entstehen. Jedoch ist dies nur in kleinen Schritten zu erreichen. Ein wichtiger Teil davon ist Partizipation der Bürger:innen. Dies ermöglichten wir unter anderem beim Tag der Zukunft.

Auftakt in die Zukunft: Partizipation 

Im Rahmen des „Europäischen Jahr der Jugend" organisierte das Dorf.labor in Kooperation mit dem Verein Stadt.Land.Inn den "Tag der Zukunft". Dabei trafen sich junge Erwachsene aus der Region und wir fanden zusammen heraus, was uns im ländlichen Raum fehlt und wie wir das erreichen können.

Was brauchen junge Erwachsene im ländlichen Raum? 

Es gibt elf Jugendziele. Zwei davon haben wir in den Fokus genommen und als Leitlinie für den Workshop genutzt.

1 "Jugend im ländlichen Raum voranbringen" und

2 "Räume und Beteiligung für alle" 

Wir fragten uns selbst, was unsere Bedürfnisse sind und sammelten sie auf einer großen Tafel. Ideen und Gedanken sprudelten aus uns heraus. Die Ergebnisse dazu kannst du auf unserem Blog auf der Website von Dorf.labor nachlesen. 

Die schwierige Aufgabe war jedoch, unsere Ansätze in ein Zukunftsbild für die alte Tischlerei einfließen zu lassen. Hier war der kreative Geist gefragt und es wurde zwischen Realität und Fiktion geschwankt. Die Ergebnisse bestätigen aber, dass die alte Tischlerei ein Ort mit viel Potenzial ist, sowohl zum Arbeiten als auch für Freizeit. 

Future Fellow

(Quelle: Maria Hamann)

Besuch der dritten Orte

Dritte Orte in Oberösterreich

Ich habe einige gute Beispiele von "dritten Orten" in Oberösterreich besucht und viele nette Menschen getroffen, die ihre Erfahrungen mit mir geteilt haben.

  • Ein Büro, ein Seminarraum und eine Gemeinschaft: PostWerkStatt Ottensheim

Auch ein Co-Working Space ist im weiteren Sinne ein dritter Ort. Co-Worker gehen dorthin, um zu arbeiten, aber nebenbei machen sie Begegnungen und tauschen sich mit den anderen aus. Jeder kümmert sich um sich selbst und trägt dazu bei, den Ort zu gestalten. So besuchte ich die PostWerkStatt in Ottensheim, wo Stefan Parnreiter-Mathys sehr viel Arbeit, Zeit und Herzblut hinein steckt. Er berichtete von dem langen Weg und den vielen Herausforderungen, die einen erwarten, wenn man eine innovative Idee auf den Boden bringt. Es ist sehr schön, dass es Menschen wie ihn gibt, die ihre Erfahrungen unverschönt teilen. Umso beeindruckender ist das Ergebnis: ein authentischer Co-Working Space und ein multifunktionaler Raum für Sportkurse oder Seminare in einem renovierten Gasthaus.

Mein Learning:

Für innovative Projekte braucht es viel Ausdauer.

  • OKH - Offenes Kulturhaus Vöcklabruck

Nächste Station war das OKH in Vöcklabruck. Dort steht ein altes Krankenhaus, das mittlerweile seit 10 Jahren als Kulturhaus betrieben wird. Natürlich hat dieses Projekt eine viel größere Dimension als die alte Tischlerei in Michaelnbach. Der Grundgedanke ist aber derselbe: Einen Ort als Möglichkeitsraum sehen.  Jolanda de Wit lud uns zum Community Abend ein, gab uns eine Führung durch das Haus und erzählte uns sehr viel über die Rahmenbedingungen und Spielregeln im Haus. Jolandas de Witts Erzählungen waren ein großer Schub an Motivation!

Mein Learning

Ebbe-Flut-System: Viele Räume im Haus sind multifunktional genutzt. Die Nutzer:innen dürfen den Raum “fluten” und so nützen wie sie ihn brauchen, jedoch muss der Raum danach wieder freigemacht werden. Ich bewundere, wie viel Vertrauen den Nutzer:innen gegeben wird und wie viel Verantwortung die Vereinsmitglieder daher tragen. In einem Gemeinschaftsprojekt ist es sehr wichtig, ein positives Menschenbild zu haben, um den Nutzer:innen vertrauen zu können.

  • Dorfsalon

Ein Projekt in etwas kleinerer Dimension, aber mindestens mit gleich viel Herz betrieben ist der Dorfsalon in Lenzing. Michaela Stangl betreibt in einer ehemaligen Arztpraxis ihre Töpferwerkstatt. Doch “nur” zu töpfern war ihr zu eintönig, daher öffnete sie ihre Räumlichkeiten für andere Menschen und deren Ideen. Nun gibt es ein breites Angebot. Im Cafe gibt es einmal im Monat Brunch und jeden Dienstag den Co-Working Day, nebenan im Bewegungsraum gibt es Platz für Yoga, Supervisionen, … im ehemaligen Behandlungsraum werden zum Beispiel Massagen angeboten und die Tonwerkstatt kann auch für eigene Projekte gebucht werden. Einzelne Angebote lassen sich dann kombinieren und es profitieren mehrere Menschen davon: zum Beispiel der YogaBrunch.

Mein Learning:

Eine geheime Zutat ist bestimmt, dass Michaela Stangl das Gesicht des Dorfsalons ist. Sie kümmert sich liebevoll um den Ort, um die anderen Hosts und gibt viel Einblick in ihre Arbeit auf sozialen Medien.

Was all diese Orte gemeinsam haben: Es gab einen Leerstand im Ortskern, der wieder belebt wurde. So auch die alte Tischlerei. 

In der nächsten Phase “Hand” öffnen wir das Haus bewusst für Neugierige und zeigen in den kommenden zwei Monaten, wie die alte Tischlerei als Prototyp funktionieren kann. Es wird spannende Veranstaltungen geben! Wenn du mehr darüber wissen möchtest, folge uns doch auf Instagram oder schau dich auf unserer Website um.

Mehr Informationen dazu

Es war für mich sehr hilfreich, dass in der alten Tischlerei schon was los ist. Die vier Frauen von Tischlein Deck Dich geben sich große Mühe eine nette Atmosphäre zu schaffen, wenn freitags die Kund:innen die Kisterl abholen kommen. Neben Kaffee und Kuchen entstehen nette Gespräche u.a. über die alte Tischlerei. Ich lade interessierte Menschen gerne freitags ein, damit sie ein Bild von einem belebten Ort mit nach Hause nehmen. So wie es in Zukunft viel öfter sein soll! Die Wir-Kultur leben: Das Miteinander ist das Herz des Projekts.

„Es ist wichtig, auch am Land Akzente zu setzen, nicht nur im urbanen Raum.“
- Barbara Aichinger, Mitinitiatorin von Tischlein Deck Dich

Pop Up Co-Working Space

Da ich gerne in dem Büro in der alten Tischlerei arbeite, aber am liebsten in Gesellschaft, hatte ich die Idee eines Pop Up Co-Working Spaces. Mit Moritz habe ich bereits den ersten Co-Worker gefunden.
Auch wenn jeder sein eigenes Ding macht, konnten wir uns schon oft weiterhelfen und haben viel Freude am nebeneinander Arbeiten. Ich bin gespannt, wie sich unser Gemeinschaftsbüro weiterentwickelt und hoffe, dass noch mehr Menschen es nützen werden und die Vorteile von einem geteilten Büro erkennen.

Räume haben eine Strahlkraft

Ich traf in den zwei Monaten einige Expert:innen und führte interessante Gespräche. Unter anderem traf ich Lena Schartmüller von Welocally, wo sich alles um kooperative Raumnutzung dreht. Ein sehr interessanter Hinweis von ihr war, dass Landbewohner:innen meist genügend Platz zu Hause haben. Es geht um viel mehr: Um das Mindset der Umgebung, um die Professionalität des Rundherums, um eine stimmige Atmosphäre im ganzen Haus, … Wenn man sich zusammentut, kann nicht nur der Raum mehrfach genützt werden, sondern z.B. auch eine gemeinsame Website oder Besucher:innen sehen beim Besuch die anderen Angebote.

Des weiteren traf ich Michaela Gahleitner. Sie war Jurorin bei der Auswahl des Future Fellows. Sie ist nicht nur im Organisationsteam des Festivals Noppen Air und Mitinitiatorin des My4Guides, sondern auch Co-Funderin des nachhaltigen Modelabels Vresh. Ich habe sie im Vresh-Store in der Tabakfabrik getroffen. Sie hat viel Erfahrung mit Projekten im ländlichen Raum.

Ich fragte sie, ob sie selbst an ihrem Wohnort sowas wie die alte Tischlerei schon einmal gebraucht hätte.

„Es gibt zu wenig kurzzeitig anmietbare Flächen am Land mit guter Infrastruktur. Es ist sehr schwierig z.B. ein eigenes Fotostudio mit all dem Equipment und Räumlichkeiten von Null weg aufzubauen. Wenn es allerdings einen Ort gäbe, wie die alte Tischlerei: ein Ort, wo sich schon was tut, dann gibt es viel mehr Möglichkeiten. Da wäre ein Raum perfekt, der auch kurzfristig aneigenbar ist und somit ein Ankerpunkt sein kann.„

Vor Ort – Michaelnbach

Bei einem Ortsrundgang lernte ich Michaelnbach und die Angebote, die es schon gibt, kennen. Obwohl Michaelnbach eine kleine Gemeinde ist, kann es sehr viel bieten und die alte Tischlerei würde eine gute Ergänzung sein.

Tag der Zukunft – Herz, Hirn, Hand

Nun sind die ersten zwei Monate schon vorbei. Jedoch ist einiges für die nächste Phase schon in Vorbereitung. Bis Ende März gibt es drei Phasen. Die erste stand unter dem Motto Herz, das bedeutete Bewusstsein schaffen und die Idee in die Welt hinaustragen.

Im Dezember und Jänner kommt das Hirn zum Einsatz ;-)
Deswegen lade ich am 29. Dezember 2022 zum gemeinsamen Nachdenken und Brainstormen ein. Mit Unterstützung des Europäischen Jahr der Jugend findet der Tag der Zukunft statt, wo junge Erwachsene eingeladen sind.

Hoffentlich können einige Prototypen in der darauffolgenden Hand-Phase umgesetzt werden.